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Serie: Dezentral Denken und handeln - Teil 1

Warum Umdenken in Abwasserfragen wichtig ist: Mikroschadstoffe

Serie "Dezentral denken und handeln", Teil 1.
Warum Umdenken in Abwasserfragen wichtig ist

Viele Menschen nehmen Medikamente ein.

Die großen konventionellen Kläranlagen sind in der Lage bestimmte Bakterien und organische Schmutzfracht vom Abwasser abzutrennen. Aber sie schaffen es kaum Mikroschadstoffe zu eliminieren. Das sind unter anderem Medikamentenrückstände. Was von der Leber nicht abgebaut werden kann, das landet als Fäkalien im Kanal. Besonders problematische Arzneimittel sind Schmerzmittel wie Ibuprofen und Diclofenac, hormonelle Verhütungsmittel ("die Pille"), diverse Blutdrucksenker wie Bisoprolol, Antibiotika und Psychopharmaka wie Carbamazepin. Diese Mikroschadstoffe sind für die Technik „normaler“, großer Kläranlagen schwer bis gar nicht zu knacken. Das ist eine Herausforderung, denn diese Arzneien werden millionenfach verordnet. Als Mikroschadstoffe gelangen sie über über die Toilette in die Kläranlage, und über den Ablauf der Anlage wieder in offene Gewässer, Bäche, Flüsse, den Gewässerkreislauf.

Und am Ende auf dem Teller und in der Tasse.

Aktuelle Untersuchungen der Rheinland-Pfälzischen Universität Kaiserslautern-Landau und Pilotprojekte in Belgien und Luxemburg zeigen, dass Bodenfilter, wie Pflanzenkläranlagen auch genannt werden, hier schon wenige Monate nach Inbetriebnahme eine überzeugende Reinigungsleistung bringen. Der Ablauf ist so sauber, dass er problemlos wiederverwendet oder versickert werden kann. Deshalb werden konventionellen Kläranlagen immer häufiger Bodenfilter als ergänzende Reinigungsstufe nachgeschaltet - weil sie einfach mehr können. Entscheidend für die Reinigungsleitung ist die gewählte Substratzusammensetzung, auf der die Schilfpflanzen wachsen. Schadstoffe reichern sich übrigens nicht im Sand oder in den Pflanzen an; es ist der Mix aus Adsorption und Abbau durch Mikroorganismen, der sie verschwinden lässt.

Noch einfacher wäre es, das massive Anfluten dieser Mikroschaftstoffe zu vermeiden. Zum Beispiel durch besonnenem Umgang mit dem Rezeptblock. Und dem Bau von mehr dezentralen Kleinkläranlagen. So verteilt sich die Last, und Schadstoffe werden leichter abgebaut.